Mirjam Hiller
" Das Bedürfnis nach Klarheit, Einfachheit, Schutz, Kraft und Endlosigkeit treibt mich an. Ich bin auf der Suche nach einer Form, die all dies in sich vereint, einer Form, die angesteckt und auf der Brust getragen werden kann, an der Stelle, die so verletzlich ist. Als Material wähle ich ein Metall, das mich seit Jahren fasziniert, Edelstahl. Es ist mir vertraut, es inspiriert mich immer wieder aufs Neue und fordert mich heraus. Es ist ein Material, das mich trotz seiner Härte, seiner Kühle, seiner Strenge in den Bann zieht, da es sich an ungeahnte Grenzen führen lässt und da ihm trotz seiner relativen Leichtigkeit eine große Stärke innewohnt. Auf das Edelstahlblech kommt die Farbe. Ich brauche Farbe. Sie macht mich glücklich, fängt mich auf, gibt Energie, Intensität und Tiefe. Sie ist Nahrung. Aus diesem Material säge ich eine Scheibe aus, einen Kreis oder vielmehr ein Oval. So einfach, so viel. Unendlichkeit. Ich wähle die Farbe, zwei Farben. Kombiniert mit dem Edelstahl ergibt sich eine Dreifarbigkeit. Diese Farbe schleife ich so weit herunter, dass ich sie mit dem Hammer bearbeiten kann, ohne dass sie abplatzt. Dann fange ich an zu schmieden. Ich schmiede das Oval aus Edelstahlblech mitsamt der farbigen Beschichtung. Bestimmt, aber sehr achtsam schmiede ich die Scheibe, wölbe sie auf. Es entsteht ein Rhythmus. Langsam spannt sich die Fläche. Sie füllt sich mit Kraft. Jeder Hammerschlag hinterlässt seine Spur auf der Oberfläche. Jeder schiefe Schlag zeigt sich, nichts lässt sich vertuschen. Alles bildet sich ab, verformt das Stück, gibt ihm etwas Eigenes. Die Form, die Wölbung, die Spannung des Metalls, die Farbigkeit - alles zusammen soll eine Kraft erzeugen, die das Auge dazu einlädt darin zu versinken, zu versinken in der Einfachheit. Ich möchte in das Oval, in die Farbigkeit eintauchen. Mit gelöstem Blick verliere ich mich in der Fläche, die zum Raum geworden ist. "


